Max Bode | knipsing spots

Max Bode, M.A.

geb. 1982 in Karlsruhe

seit 2015 lebt und arbeitet in Mannheim
seit 2017 tätig als künstlerischer Fotograf
2014 M.A.-Abschluss in Klassischer Archäologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
2005 – 2016 Galerie Bode Karlsruhe – Assistenz der Geschäftsführung
2002 – 2011 Freundeskreis der Emil-Wachter-Stiftung e.V. – Ehrenamt als Schriftführer und im Bereich Organisation von Ausstellungen und Mitgliederversammlungen

Ausstellungen

2018 „KultTour Mannheim – Neckarstadt-Ost-Biennale“, Mannheim
2017 Benefiz-Kunstauktion „Kunst tut gut!“ zu Gunsten von KOSI.MA, Mannheim
2017 Gruppenausstellung „Black Box“, Boecker Contemporary at Faux Mouvement, Centre d’art contemporain, Metz, Frankreich 

Öffentlicher Ankauf

2018 Öffentlicher Ankauf mehrerer Arbeiten (Fotoprints / Acrylglas), Notarsozietät „Notare Büttner“, Schwetzingen und Hockenheim

Warum fotografiere ich?

Weil ich es liebe, es mich fasziniert und mich glücklich macht, Eindrücke festzuhalten und in Szene zu setzen, seien es Orte, Dinge, Menschen, Situationen … um im besten Fall „storytelling photos“ zu schießen.

Was treibt mich an?

Auf der Jagd nach dem Motiv … Zeit still stehen lassen … Vergänglichkeit erscheinen lassen … Zeitzeugnisse abgeben … neue Blickwinkel, überraschende Sichten zeigen … mit der Kunst des Weglassens den Betrachter das Bild in seiner Vorstellung vollenden lassen … den richtigen Moment „erwischen“ … die Kraft des Moments und seine Stimmung festhalten … Dokumentieren … Erinnerung einfangen … den Augenblick in Szene setzen, so wie er im Moment in seiner reinsten Form ist … den Moment in seiner ganz ursprünglichen Art einfangen, denn im Nu ist er, so wie er fotografiert werden soll, auch schon wieder vorbei …

Voller Neugierde … gerne auf Reisen … stets gewillt, das eigene Auge, den Blick und die Wahrnehmung weiter zu schulen und das fotografische Handwerkszeug zu verfeinern … Freund von Ordnung … Ästhetik … Liebe zu den schönen Dingen … als Enkel des Karlsruher Künstlers Prof. Emil Wachter mit Kunst von Kindesbeinen an aufgewachsen und durch Mitarbeit in der familieneigenen Galerie Bode in Karlsruhe mit zeitgenössischer Kunst stets in Berührung …

Licht … Spiegelungen … BLACK and WHITE … and sometimes COLOURFUL … or BLACK and WHITE meets COLOURFUL … Harmonie im Bild … Kontraste … Detailaufnahmen … Ausschnitte … urban scenes and streetphotography … landscapes … Stillleben … Abstraktes … Minimalistisch … Menschen … other stuff … Black and White als Farbe darzustellen und scheinbar sehen zu können, obwohl es gar nicht farbig ist … Leuchtreklame auf nassem Boden

Auszug aus der Laudatio:

Max Bode, der Fotograf, der Archäologie studiert hat, nennt seine Ausstellung „Knipsing Spots“

Da ist ein Hund
eine zerquetschte Cola-Dose
ein offenes Fenster
ein dünner Draht.
Da sind Spuren im Sand,
Spiegelungen auf nasser Straße
alte Frauen am Meer.
Und Palmen,
ein auf Blech aufgesprühtes Herz
Flamenco
I love you
Kondensstreifen
eine zur Hälfte abgebrannte Kerze.

Sehen wir auf diesen Fotos Selbstverständlichkeiten? Alltagsobjekte? Alltagsansichten?
Oder, welche Sicht vermittelt uns der Fotograf, der Archäologe Max Bode?

Bleiben wir bei oben erwähnter Palme: Das Abbild eines Bildes, eines Piktogramms einer Pflanze auf einer Backsteinmauer. Die Mauer farbig, die Palme weiß aufgemalt, daneben die verrosteten Reste eines Baseballkorbs mit bröckelnder Farbe. Wir sehen keinen Umraum, wir befinden uns direkt vor einer Wand. Wir müssen uns das Gewesene vorstellen, und das, was in unserer Vorstellung mit „Palme“ verbunden ist: Strand, klares Wasser, Ferien.

Wie sieht die nüchterne Wirklichkeit aus, fragt der Fotograf, wenn die Gegenwart verdreht ist?

Eine brennende Kerze, leerer Kaffeehaustisch, Zuckerflasche, Stuhllehne, dahinter ein grob strukturierter Vorhang, dunkel die Ecke, Licht von einem nicht sichtbaren Fenster kommend.
Kratzspuren auf der Stuhllehne, Gebrauchsspuren.

Man kann eine Ausstellung nachvollziehen, die 1976 in der Kunsthalle Mannheim mit dem Titel „Der ausgesparte Mensch“ stattfand.

Wir befinden uns in einer Licht-Schattenwelt, die die Anwesenheit des Menschen nur erahnen lässt.
Überbleibsel. Relikte, die der Mensch zurückgelassen hat und sein Leben auf diesem Planeten irgendwie dokumentieren. Er selbst nur über seine Hinterlassenschaften manifest, er selbst als Abbildung oder gar nicht oder nur als Teil der Landschaft.

Der Mensch, der Ausgesparte, der Verlassene, übrig nur eine Spur im Sand: I love you.

2 alte Frauen am Meer, Rückblick und Sehnsucht. Das Segelboot in weiter Ferne. Abfahrt, ein Erreichen unmöglich.

Wie dokumentiert sich der Mensch? Etwa dadurch, dass alles auf Rot steht, die Zeit angehalten scheint? Als Abbildung einer Welt, die zur flüchtigen Illusion wird?
Die Menschen, wie dunkle Artefakte, wie ausgespart, fast Fremde, zwischen Lichtspiegelungen, die uns die Illusion von farbenfroher Welt im Dunkel vorgaukeln.

Ein dünner Draht umgrenzt ein Salinengebirge.
Salz als Würze des Lebens.
Salz auf unserer Haut.
Nur Relikt, nur Vorstellung, Abgrenzung vor unermesslich blauem Himmel. Selbst die Wolken sind flüchtig, wie die blau bemalten Lippen.

Rot, das Wärme vermittelt?
Oder ein Rot, das nur eine Illusion ist! Auf der zerquetschten Cola Dose. Relikt der Zivilisation. Überbleibsel, Kulturgut auf Asphalt.
Rot im bröckelnden Innenraum eines im Zerfall befindlichen Hauses.
Die Illusion der Sicht durch das Fenster auf die noch !  grüne Palme ist gleichzusetzen der Illusion der weiß aufgemalten Palme auf der Backsteinmauer:
Der Mensch hat sich irgendwohin geflüchtet, verflüchtigt – ein Anrufen ist zwecklos, niemand da, der abhebt. Die Spuren im Sand, verwischt.
Ein Kondensstreifen der übrig bleibt, flüchtig, wie eine halb abgebrannte Kerze.

Am besten: Wir lachen mit dem grotesken Stofffrosch, bevor uns das Lachen im Hals stecken bleibt.

So gesehen sind die Fotos von Max Bode auf den ersten Blick Fotos, auf den zweiten Blick das Resümee auf eine Welt, auf der die vom Menschen getätigten Spuren Relikte aus der Vergangenheit zu sein scheinen.

Der Archäologe, der Fotograf dokumentiert.

Metro –
Ist der Zug abgefahren – oder können wir ihn noch erreichen?
                                                                                                                                        Reinhard Ader, 15.3.2019

Vernissage am 15. März 2019                                                                                            Fotos: © Kurt Keller

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